Mittwoch, 12. September 2012

ANGEKOMMEN

Mittwoch war ein Segeltag der nochmal richtig zulangte. Wind- und wettermässig gab es erst Niesel, dann Sonne. Meinen Ankerplatz habe ich früh verlassen. Bin noch einen kleinen Umweg gesegelt. In den Fischerhafen am kleinen Zicker (Ostrügen) angelaufen, um am Ende der Tour 1600 nm zusammenzuhaben. War nichts Besonderes dort.
Im Greifswalder Bodden gab's dann noch einen kleinen lokalen Sturm. Schwarze Wolken zogen sich zusammen, das hieß Grossegel reffen und dann munter hinein. Ordentlich schräg und mit über 6 Kn schoss das Segelboot im prasselnden Regen dahin. Schön so zu fliegen, schön das nochmal an letzten Segeltag zu bekommen. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei, der erste Gruß vom Herbst. Bei fast Flaute ging's dann den Ryck hoch in den neuen Heimathafen Greifswald.
100 Segeltage und 1599 Seemeilen sind die nackten Zahlen meines Törns. Interessant,wer noch so alles mit dem Boot unterwegs ist: Der Vegasegler, der mit seiner Frau bis zum ersten Frost auf dem Schiff leben will. Das Ehepaar, das in 15 Jahren die Erde umrundet hat, immer in kleinen Etappen, um dann wieder zuhause Geld zu verdienen. Rentner, die den ganzen Sommer auf dem Schiff verbringen. Der Einsiedler mit Hund und Katze an Bord, das Schiff, so zerzaust wie er selbst. Der nette Schwede, der nie den Schärengarten verlässt, weil's da einfach so schön ist. Eine irre Spannweite an Möglichkeiten und eine Freiheit, die nur auf dem Wasser möglich ist. Und alle vereint die Elemente.
Mein Schiff liegt nun auf dem Trockenen, frisch gewaschen, poliert und gewachst. Es sieht wieder weiß aus! Denn, nach dem Segeln ist vor dem Segeln. Innen türmen sich die Kisten und Säcke. Mittendrin sitze, schlafe und koche ich, sortiere, repariere und bereite alles für das Winterlager vor.
Bis zum nächsten Jahr, so long.

Dienstag, 11. September 2012

DER REST

der Reise ist nun angebrochen. Über Barhöft, den westlichen Eingang zu den Boddengewässern, geht die Reise erstmal wieder nach Stralsund. Dort besuche ich meine Freunde und wir unternehmen eine kleine Familientour mit der LYAN. Da ich dort vor Anker liege und wir nur ein Badeboot als Transportmittel haben, wird das Übersetzen zum Schiff gleich ein kleines Abenteuer. Als erstes gehen die Plastikpaddel auf Reisen. Sozusagen vom Winde verweht. Ich ziehe meine Taucherflossen und Neoprenanzug an an und siehe da, so ausgerüstet geht es um ein Vielfaches besser als mit den Spielzeugpaddeln und ich bringe so die Mannschaft abends sicher wieder an Land.
Ich mache mich auf den Weg zum Winterquartier. In Greifswald endet die Reise. Die LYAN zum Motorboot umfunktionieren und die Oder hoch tuckern ist nichts für einen Segler. Aber erstmal geht die Reise nochmal nach Rügen. Ein schnuckeliger Hafen am Baaber Bollwerk ist das Ziel. Es ist ein über 100 Jahre alter Dampferanleger, an dem ich gleich neben einem traditionellen Zeeseboot festmachen kann.
Und jetzt im September gibt es den wärmsten Abend des Sommers! In Shorts und T-Shirt laufe ich durch die laue Nacht und esse um 2200 Uhr erstmal zur Abkühlung ein Schokoladeeis.
Nach Umrundung von Honeckers Ferieninsel Vilm liege ich nun vor Anker, um dann am Mittwoch den neuen Heimathafen Greifswald anzulaufen.

Mittwoch, 5. September 2012

VERLERNT

Dienstag, 4.9
So schnell geht das. Mir fehlt der Vorschiffsmann Achim. Habe das Einhandanlegen verlernt. Mein Anleger in Dranske war kein Ruhmesblatt. Erst habe ich die falsche Boje als Ziel genommen. Schon saß ich im Schlick fest. Nach einigem Schaukeln kam das Schiff aber schnell frei. Und dann war beim Einbiegen in die Box keine Leine klar. Ich hätte meine gewohnte Observierungsrunde drehen sollen. Aber am Steg warteten schon zwei freundliche Helfer, die wollte ich nicht warten lassen. So habe ich "Hafenkino" geboten. Da weit und breit kein Kaufmann zu erreichen war, habe ich abends mal wieder selbst Brot und Kuchen gebacken. Ich wollte ja eigentlich dort wandern, der Mensch im Touristenbüro war aber so unfreundlich mir zu erklären was alles nicht geht: z.B alleine in den Nationalpark zu laufen, die angebotene Führung ist leider ausgebucht. Und der stillgelegte Marinehafen ist "Privat", da dürfen Sie nicht hin. Und zu nahe ans Ufer auch nicht. Zone I, strengstes Befahrensverbot.
Ich suche das Weite. Und mache doch in dem verlassenen Schnellboothafen fest. Nach einer Stunde taucht ein schwarzer BMW auf, wer ich den sei und was ich den wolle, ob ich vielleicht eine Sondergenehmigung hätte. Wie schön ist doch in Schweden das "Allemannsrätt". Ich such das Weite. Setze die Fock, kreuze und motore gegen den 5er Westwind an und liege nun idyllisch an der Westseite von Hiddensee vor Anker. Schwarz sehen die vom Mond angestrahlten Wolken aus. Ein echter C.D.Friedrich.

RUND RÜGEN

Das habe ich vor zwei Jahren schon mal gemacht. Welch ein Unterschied, wenn man mit dem Boot und der Segelei überhaupt viel vertrauter ist. Bei frischem Westwind geht es dicht an den Kreidefelsen vorbei. Ich ankere in der Trompter Wiek, nicht weit von Putgarten entfernt, gut geschützt vor Westwind.
Morgens um 0530 klingelt der Wecker, ich will den Sonnenaufgang sehen. Leider kommt die Sonne bei dem morgendlichen Dunst nicht so richtig durch. Sonnenuntergänge sind schöner. Werden auch viel öfter gemalt.
Ich umrunde Kap Arkona. Die Kreidefelsen glänzen im Sonnenlicht. Trotzdem sind die Felsen am Jasmund viel beeindruckender. Vitt, das kleine Fischerdorf liegt am Hang, es ist kaum auzumachen, liegt so wie ursprünglich wohl Sassnitz. Wieder geht es gegen den Westwind. Zwei weitere Yachten sind mit mir auf dem gleichen Kurs. Aber die schaffen es nicht die Albin Vega einzuholen. Dank GPS und Autopiloten schaffe ich es den schnellsten Kurs nach Westen anzulegen. Ich erreiche als Erster, das Hiddensee Fahrwasser. Zwei Yachten sind eine Regatta!
31 NM liegen hinter mir als ich nachmittags in Dranske am Vereinssteg festmache.

MATROSE GEHT VON BORD

Wind von der Seite oder von hinten, das ist herrlich schnelles Segeln. Der Autopilot bleibt aus. Achim steuert. Schon im Hafen geht das Grossegel hoch. Schnell den Motor aus und dann dicht an der Ostküste Rügens vorbei. Vorbei an Göritz, Selin, Binz und Bora. Achim schaut genau, hat er doch vor 12 Jahren als Filmemacher die Sanierung alter und den Neubau neuer Badehotels dokumentiert. Wir laufen in Sassnitz ein. Ein ungemütlicher Fähr- und Fischerhafen. Die Gastliegeplätze liegen an der äußersten Ecke. Der Weg zu den Sanitärräumen ist 1 km lang. Aber die neuen Schwimmstege sind schon fast fertig. Mitte September soll Einweihung sein. Aber von hier fährt der Zug ab. Unser letzter gemeinsamer Abend klingt aus mit Räucherfisch, Spaziergang durch die Altstadt und leckerem Eis an der Seepromenade. Montag um 11 geht der Zug. Mit dem Versprechen nächstes Jahr wieder gemeinsam los zu Segeln.

GEGENAN

Wir haben es bis zum Ruden geschafft. Sind 47 NM draus geworden. Wie scheinen auch den Strom gegen uns gehabt zu haben. Um 2000 Uhr lagen wir fest im Hafen. Unterwegs hat uns Achims erstklassige Gemüsesuppe gewärmt, die er schon am Vorabend gekocht hatte und nur noch bei Schräglage aufgewärmt werden musste. Bei dem Geschaukel ist es nur schwierig etwas in andere Behältnisse umzufüllen, den Tee in den Becher und die Suppe in Schüssel zu bekommen. Spannendes ist nicht los auf so einem Kurs, mal ein die Segel auf die andere Seite nehmen mal ein Segel wechseln. Zu sehen gibt's nur andere Segelboote und Fähren und Wasser.
Für mich schließt sich langsam der Kreis. Denn vom Rüden bin ich Richtung Bornholm gestartet. Am nächsten Morgen besichtigen wie noch den Beobachtungsturm. Von hier wurden zuerst Raketen und dann Republikflüchtlinge beobachtet. Wir beobachten ein Regattafeld aus Richtung Swinemünde, viele Vögel und bekommen einen guten Überblick über den Greifswalder Bodden und die Südostspitze Rügens. Mittags geht es los nach Sassnitz.